Donnerstag, 18. Juli 2013

Midterm-Prüfungen - Halbzeit in Phuket

Kaum zu glauben - diese Woche finden die Midterm-Prüfungen statt, genau zur Halbzeit des Semesters. Das bedeutet, dass ich die erste Prüfungsphase in Thailand nun hinter mir habe. Es bedeutet aber auch, dass die Hälfte meiner Zeit als Studentin in Thailand bereits vorüber ist. Es ist wirklich gruselig, wie schnell die Zeit vergeht.

Am Patong Beach - die Zeit genießen

Das Konzept der Midterm-Prüfungen ist wirklich top. Man hat nicht am Ende eines jeden Semesters pro Fach eine Prüfung, für die man sich den Kopf mit dem gesamten Semesterstoff vollstopfen muss, sondern pro Semester zwei Prüfungen. Nach sechs Wochen finden die sogenannten Midterms statt, die den bis dahin behandelten Stoff abfragen. Für jede Prüfung sind drei Stunden angesetzt - massig Zeit auch für die schwachen, sich mit der Prüfung zu beschäftigen und die Fragen zu beantworten. Die Fragetypen sind dabei auch ganz unterschiedlich. In Strategic Management gab es einen Teil, in dem ich die jeweils beste Antwort auf zehn Fragen finden musste. Das war gar nicht ohne, weil die "beste" Antwort natürlich die strategisch wirksamste ist. Und um das zu beantworten, musste man mit dem Stoff absolut vertraut sein. Der zweite Teil bestand aus Fragen, auf die es kleine Essays zu schreiben galt. Ich glaube der Teil ist für die Thais besonders schwierig, weil viele wirklich nicht besonders gut Englisch können und dann innerhalb begrenzter Zeit eigene Texte produzieren müssen.

Die Japanischprüfung war natürlich etwas anders aufgebaut. Es gab einen schriftlichen und einen mündlichen Prüfungsteil. Mir ist im Anschluss an die Prüfung mal aufgefallen, in welch kurzer Zeit wir ein ganzes Schriftsystem gelernt haben und es nun anwenden können. Wir mussten in der Prüfung nicht nur eigene Texte auf den Hiragana-Zeichen schreiben, sondern auch Worte aus den lateinischen Buchstaben quasi transkribieren. Mir macht das Schreiben auf Hiragana richtig Spaß!

Jetzt wo die Midterm-Prüfungen für mich rum sind werde ich versuchen mich neben der Uni und der Arbeit in der Asia Center Foundation ein bisschen aktiver meinem Thai zu widmen. Ich habe tolle Unterlagen von einem kambodianischen Austauschstudenten bekommen, der damit Thai gelernt hat. Und jetzt, wo die Hälfte rum ist, kommen uns natürlich ständig Dinge in den Kopf, die wir noch unbedingt machen wollen, und die imaginäre Liste wird länger und länger. Es gibt also noch einiges zu tun, bevor das Semester hier vorbei ist.

Für die Japaner ist der Aufenthalt in Thailand schon so gut wie vorbei, sie werden diesen Samstag abreisen. Ich werde meine Mitbewohnerin Tomoko ganz schön vermissen! Wir haben so viele Stunden schweigend oder quatschend zusammen verbracht und uns so gut verstanden - ich bin wirklich froh, dass wir beide in einem Zimmer gelandet sind. Manche haben auf unserem Flur so ihre Probleme mit ihren Mitbewohnerinnen. Da hatte ich wirklich riesiges Glück! Also gehen wir Zwei heute noch ein letztes Mal gemeinsam schlafen, bevor ich morgen Abend nach Bangkok fliege und Tomoko am Samstag zurück nach Tokyo fliegt. Und am Mittwoch geht dann nach zwei Feiertagen am Montag und Dienstag die zweite Halbzeit los.

mit meiner Mitbewohnerin Tomoko beim Nachtmarkt von Phuket - mit Schlüsselanhängern die unsere Namen tragen

Montag, 8. Juli 2013

Vielleicht werde ich doch einfach Lehrerin in Asien!

In unserer Orientierungswoche Ende Mai haben wir gemeinsam mit einigen Professoren die Asia Center Foundation besucht. Das ist eine Organisation, die in und um Phuket verschiedene Einrichtungen zur Förderung bedürftiger Kinder beherbergt. Lokale und westliche Mitarbeiter und Helfer sind in verschiedene Förderprogramme involviert und versuchen, den Kindern der Armen eine Perspektive zu geben. Ich finde dieses Programm vor allem deshalb so bemerkenswert, weil Phuket weltweit ein so bekanntes Urlaubsziel ist und doch mit vielfältigen sozialen Probleme zu kämpfen hat, die viele Besucher gar nicht mitbekommen oder für möglich halten.

Während unseres Besuchs des Patong Childcare Centers kam mir sofort der Gedanke, dass ich dort gern als Lehrerin aushelfen würde. Das Konzept hat mich ziemlich stark an meine Zeit als Lehrerassistentin in Shanghai erinnert - viel zu viele Kinder in einem Raum, Hitze, Kinder ohne große Perspektiven für ihre Zukunft. Die Kinder im Alter von etwa 3 bis 6 sind dort in einer Art Vorschule untergebracht. Es handelt sich überwiegend um Kinder, deren Eltern alleinerziehend sind und arbeiten müssen, sodass sie keine Zeit für ihre Kinder haben. Außerdem können sich viele der Eltern gar keine Vorschule für ihre Kinder leisten. Die Bedingungen sind zwar extrem einfach, aber die Kinder haben dort einen geregelten Tagesablauf mit Mahlzeiten und Unterricht in Thai, Mathematik und sogar ein bisschen Englisch mithilfe der westlichen Ehrenamtlichen und Mitarbeiterinnen.

Einige wenige Emails später war ich dann für Mittwochnachmittags für eine Stunde eingeplant. Gemeinsam mit einer finnischen Austauschstudentin sind wir für die Bespaßung von etwa 20 Kindern zuständig. Es macht richtig viel Spaß, weil ich doch ganz gut mit den Kindern kommunizieren kann und die recht kleine Gruppe sich schnell an mich gewöhnt hat und sehr offen auf mich zukommt. Meine Partnerin hat da so ihre Schwierigkeiten, weil sie kein Thai spricht und nicht so extrovertiert auf die Kinder zugehen kann, aber ich hoffe das wird noch. Mir macht es jedenfalls großen Spaß mich mit den Kindern zu unterhalten, mit ihnen zu spielen und ihnen Dinge zu erklären, von denen sie noch nie etwas gehört haben. Letzte Woche haben wir uns gemeinsam eine Weltkarte angeschaut und nachdem die Kontinente einigermaßen klar waren überprüft, wo denn Thailand, Deutschland und Finnland eigentlich liegen und wie lange man in einem Flugzeug sitzen muss, bis man ankommt. Da waren die Sechsjährigen ganz schön baff. Einige hatten noch nie zuvor eine Weltkarte gesehen und waren richtig fasziniert von der Größe und der Vielfalt, auch wenn wir bisher nur einen kleinen Teil angesprochen haben. Auch, dass man in Deutschland und Finnland nicht auf Englisch kommuniziert, war den Kleinen absolut unverständlich, spricht doch ihrer Meinung nach jeder Weiße einfach Englisch (und ich scheine den Eindruck erweckt zu haben, dass in Deutschland Thai gesprochen wird, denn das haben auch einige Schüler vorgebracht).

Diese Mittwochnachmittage sind eine perfekte Abwechslung zur Uni und der Lernerei. Kommende Woche sind schon Midterms - die "Halbzeit-Prüfungen" sozusagen. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht. Na ja, sollte ich an meinem Studium doch noch scheitern, fange ich einfach in Asien als Lehrerin an - das wurde mir nun schon so oft vorgeschlagen, dass ich mal ernsthaft darüber nachdenken sollte!